In der Theorie ist erfolgreiches Lernen gar nicht so kompliziert: Du brauchst „nur“ eine gute Planung, die richtigen Lernmethoden und vor allem ausreichend Zeit bis zur Prüfung.
Doch was kannst du machen, wenn die Zeit zum Lernen am Ende etwas knapp wird? Wie kann man besonders schnell lernen?
Denn ehrlich gesagt, kann immer etwas dazwischenkommen: mehr Stress im Job, eine Erkältung oder einfach eine etwas zu optimistische Planung. Um es auf den Punkt zu bringen: optimal ist die Situation dann nicht mehr, aber du solltest trotzdem versuchen, das Maximum aus der restlichen Zeit herauszuholen.
Mit ein paar einfachen Tricks kannst du deine Lernleistung auch unter Zeitdruck deutlich erhöhen. Die 10 besten Tipp, um möglichst viele Inhalte möglichst schnell lernen zu können, zeige ich dir jetzt.
Tipp 1: Nutze den Spacing-Effekt als Planungsgrundlage
Wer kurz vor der Prüfung noch jede Menge Stoff lernen muss, braucht eine einfache Lernmethode, die sich sofort umsetzen lässt. Kein Ausprobieren, kein langfristiger Lerneffekt. Der Stoff muss sitzen – und zwar schnell.
Perfekt geeignet für diesen Anwendungsfall ist das sogenannte Spacing. Diesen Lerneffekt kannst du ganz einfach in deine Lernplanung einbauen und gleichzeitig besonders schnell lernen.
Der Spacing-Effekt sagt aus, dass du beim Wiederholen von Inhalten schrittweise die Abstände zwischen den Lerneinheiten vergrößern solltest. So behältst du das Wissen am besten im Kopf und kannst es auch am Prüfungstag noch abrufen.
Ein kleines Beispiel: Du musst Formeln für das Rechnungswesen auswendig lernen. Also startest du eine Lerneinheit und prägst dir alles ein. Am nächsten Tag – also mit einem kurzen Zeitabstand – wiederholst du das Gelernte. Die dritte Lerneinheit ist dann nicht am dritten Tag, sondern beispielsweise erst am vierten Tag. Bis zur fünften Wiederholung lässt du noch mehr Pause.
Das zentrale Merkmal: Die Abstände zwischen den einzelnen Wiederholungen werden immer größer. Wie lang die Pausen konkret sind, hängt davon ab, wie viel Zeit du noch zur Verfügung hast.
So nutzt du das Spacing-Prinzip in der Praxis
Zuerst schreibst du dir auf, wie viele Lerneinheiten dir bis zur Prüfung bleiben und wie viele Themenblöcke du in dieser Zeit lernen willst. Denke daran, dass du unmittelbar vor der Prüfung etwas Puffer (mindestens ein paar Tage) einplanst, falls etwas dazwischenkommt und um den Kopf nochmal freizukriegen.
Nehmen wir mal an, dir bleiben 6 Themenblöcke für 24 Lerneinheiten (siehe Tipp 2). Das bedeutet, du hast pro Themenbereich 4 Lerneinheiten zur Verfügung.
Erstelle dir nun einen Lernplan und verteile die 6 Themen auf alle 24 Lerneinheiten. Wie oben beschrieben, lässt du anfangs wenig Abstand zwischen den Wiederholungen, später mehr. Nach diesem Muster verteilst du alle Themen auf die vorhandene Zeit.
Wahrscheinlich wirst du ein bisschen ausprobieren müssen, bis die Verteilung passt. Aber der Aufwand lohnt sich. Am Ende hast du einen genauen Fahrplan bis zur Prüfung. So kannst du nicht nur besonders schnell lernen, sondern schaffst dir zusätzlich etwas mehr Verbindlichkeit und inneren Druck, dich wirklich an den Stoff zu setzen.
Du möchtest noch mehr über das Spacing wissen? Dieses Video von Thomas Frank gibt dir eine schöne Zusammenfassung (englisch).
Tipp 2: Verteile deine Lernblöcke geschickt über den ganzen Tag
Wer in kurzer Zeit viel lernen muss, neigt zu Hau-Ruck-Aktionen wie 8-Stunden-Lernsessions oder die ganze Nacht durchlernen. Das Problem dabei: Unser Gehirn ist gar nicht darauf ausgelegt, sich so lange am Stück zu konzentrieren.
Rund 6 Stunden am Tag kannst Du effektiv lernen, danach wird wenig hängenbleiben.
Damit du trotzdem auf eine hohe Stundenzahl zum Lernen kommst, solltest du deine Lerneinheiten geschickt auf den Tag verteilen: morgens direkt nach dem Aufstehen und abends sollte je eine Einheit gesetzt sein. Wenn möglich, kannst du auch mittags noch ein bis zwei Stunden lernen. Das hängt natürlich davon ab, wann du arbeiten musst.
Mit dieser Methode verschaffst du dir gleich mehrere Vorteile:
- Du hältst automatisch Pausen ein und lernst nicht zu lange am Stück.
- Morgens und abends ist es oft ruhiger, sodass du konzentriert lernen kannst.
- Wenn du abends nach der Lerneinheit ins Bett gehst, festigt sich das Wissen automatisch im Schlaf.
Du schaffst dir also ideale Voraussetzungen, um schnell und effektiv zu lernen. Noch nicht überzeugt? Dann schau mal in diesen Artikel. Dort findest du weitere gute Gründe, warum du morgens und abends besonders gut lernen kannst.
Tipp 3: Zwinge dich, Ordnung zu halten
Was? Du musst gefühlt tausend Inhalte in den Kopf bekommen und nebenbei auch noch aufräumen? Was ist das denn für ein komischer Tipp? Nun, ein ernst gemeinter. Lass es mich erklären:
Für das Lernen ist es natürlich egal, ob deine Küche sauber ist. Ob dein Schreibtisch ordentlich ist, kann hingegen einen großen Unterschied machen.
Wenn du alle Unterlagen, Stifte, Zettel und so weiter griffbereit hast, kannst du dich voll und ganz aufs Lernen konzentrieren. Musst du hingegen ständig etwas suchen, wirst du immer wieder aus der Konzentration gerissen.
Auch das Anfangen wird dir deutlich leichter fallen, wenn du auf einen sauberen, ordentlichen Schreibtisch blickst. Ein chaotischer Haufen aus Papier, Büchern und Stiften sieht einfach nicht einladend und motivierend aus.
Kurzum: Nimm dir nach einer Lerneinheit etwas Zeit und sortiere deine Unterlagen. Diesen „Zeitverlust“ hast du innerhalb kürzester Zeit wieder aufgeholt.
Tipp 4: Finde ein gutes Verhältnis zwischen Lernen und Anwenden
Fordere deinen Kopf auch – und gerade – kurz vor der Prüfung auf unterschiedliche Arten: mal auswendig lernen, mal Textaufgaben, mal Rechenaufgaben. Mit dieser Abwechslung zwingst du dein Gehirn, sich aktiv mit den Inhalten auseinanderzusetzen und vermeidest stures Pauken. So bleibt der Stoff garantiert besser und schneller hängen.
Außerdem kommt auch hier die Motivation ins Spiel. Jeden Tag morgens und abends stumpf auswendig lernen, macht einfach keinen Spaß. Mit etwas Abwechslung sieht die Welt schon deutlich besser aus.
Tipp 5: Nutze die Belohnungs-To-Do-Liste
Dieser kleine Trick kann dir helfen, auch an anstrengenden Tagen die Motivation aufrecht zu halten. Wenn du deine To-Do-Liste schreibst, ergänze zu jeder Aufgabe eine passende Belohnung. Das kann beispielsweise eine Süßigkeit sein (nicht übertreiben, siehe Tipp 6), eine Folge deiner Lieblingsserie oder eine halbe Stunde mit der Familie.
Dabei gilt: Je härter die Aufgabe, desto größer die Belohnung. Eine Viertelstunde lernen rechtfertigt noch keine Stunde Seriengucken.
Auf diese Weise schaffst du dir für jede Aufgabe einen zusätzlichen Anreiz. Wenn der innere Antrieb mal nicht ausreicht, bleibt dir immer noch deine Belohnung als Motivation.
Tipp 6: Gönn dir ausreichend Pausen und Bewegung
Wer schnell lernen will und seinen Kopf intensiv beansprucht, braucht viel Regeneration. Das heißt konkret: genügend Lernpausen, etwas Bewegung und möglichst gesundes Essen.
Sowohl die Pausen als auch die Bewegung haben einen ganz wichtigen Effekt: Das Gehirn kann die Ruhe nutzen, um das Gelernte zu verarbeiten und Platz für neue Inhalte zu schaffen. Der „Arbeitsspeicher“ wird freigemacht, das Wissen wird ins Langzeitgedächtnis verschoben. Anschließend kannst du mit neuem Schwung weiterlernen.
Bleibt noch der dritte Faktor für geistige Fitness: gesundes Essen. Ich will dir auf keinen Fall den Schokoriegel als Belohnung ausreden (ganz im Gegenteil, siehe Tipp 5). Ich möchte dich nur davor warnen, dich ausschließlich von Schokolade, Weingummi und Co zu ernähren. Das ist keine gute Idee, ich spreche aus Erfahrung...
Zwar wird der Zucker dir einen kurzen Kick geben und wahrscheinlich auch deine Motivation etwas steigern, aber über ein paar Wochen ungesund zu essen, ist einfach nicht effektiv. Du wirst träger, deine Konzentration wird nachlassen und du wirst unzufrieden sein, weil deine Lernleistung nicht mehr stimmt.
Gönn dir also nur gelegentlich eine kleine Sünde. Nach der Prüfung kannst du es krachen lassen.
Tipp 7: Höre auf deinen Körper, wenn er nach einer Pause verlangt
Nur ein fitter Kopf kann effektiv lernen, das haben wir schon in einigen anderen Tipps gesehen. Damit das gelingen kann, solltest du genau auf deinen Körper hören. Einfach formuliert: Wenn du müde bist, gönn dir eine kurze Pause oder sogar ein kleines Nickerchen.
Weiter zu lernen, obwohl dir fast die Augen zufallen, bringt nichts. Da bleibt sowieso nichts hängen.
Tipp 8: Lass dich nicht zu sehr ablenken
Kurz vor der Prüfung geht es in den Lernforen, Facebook-Gruppen und sonstigen Chaträumen hoch her. Es werden viele Fragen gestellt, Vermutungen über die Prüfungsfragen verbreitet oder einfach mal dem Lernfrust etwas Luft gemacht.
Das kann sehr hilfreich sein und das Wir-Gefühl stärken.
Allerdings hat auch diese Medaille eine zweite Seite: Gerade, wenn du dich aktiv beteiligst, besteht die Gefahr, dass du viel zu lange vor dem PC sitzt und ständig checkst, ob jemand auf deine Nachricht geantwortet hat.
Setze dir lieber feste Zeiten, an denen du durch die Foren streifst. Vielleicht als Belohnung für eine Aufgabe? So kannst du von der Unterstützung durch Gleichgesinnte profitieren, ohne dass du allzu viel Zeit verlierst.
Tipp 9: Mach dir ab und zu deine Ziele klar
Eine der größten Herausforderung, wenn man in kurzer Zeit viel und schnell lernen muss, ist die Motivation. Jeden Tag lernen und Inhalte wiederholen, kann ziemlich ermüdend sein. Damit du nicht ständig auf Süßigkeiten oder andere Belohnungen zurückgreifen musst, solltest du dir gelegentlich deine Ziele klarmachen.
Beantworte dir kurz die Frage: Warum habe ich mich zur Prüfung angemeldet?
Die Gründe können vielfältig sein: die Chance auf einen neuen Job, eine Gehaltserhöhung oder einfach das Interesse an den Themen der Weiterbildung.
Wenn du dir diese Ziele hin und wieder vor Augen führst, holst du dir ganz einfach eine Extraportion Motivation.
Tipp 10: Bleib locker!
In kurzer Zeit viel lernen bedeutet immer ein gewisses Risiko zu scheitern. Schließlich reden wir hier von einem Notfallplan; im Idealfall hättest du schon früher anfangen sollen. „Hätte, wäre, wenn“ bringt dich aber nicht weiter.
Also gilt: Konzentriert arbeiten, das Beste aus der Situation machen und so effektiv und schnell lernen wie möglich.
Wenn du dir ständig den Kopf zerbrichst, ob du die Prüfung bestehst und was alles schiefgehen kann, blockiert dich das nur. Versuche, so locker wie möglich zu bleiben und konzentriert zu lernen. Damit wählst du automatisch den besten Weg, um die Gefahr des Scheiterns zu minimieren.
Fazit: Man kann in kurzer Zeit viel erreichen
In der perfekten Welt bräuchtest du all diese Tipps nicht. Du hättest dir einen genauen Lernplan gemacht, wärst jeden Tag motiviert und würdest dir die Inhalte in Ruhe einprägen.
Tja, leider sieht die Realität oft anders aus.
Und wenn es soweit ist, hilft kein Jammern, sondern nur Fokus und geschicktes Lernen. Wie das schnelle Lernen funktioniert, habe ich dir gerade Schritt für Schritt erklärt. Mit diesen Tipps kannst du deine Ziele erreichen, auch wenn die Vorbereitung bisher nicht ganz optimal verlaufen ist.
Ich drücke dir die Daumen für die Prüfungsvorbereitung!
Hast Du Lust auf mehr Lerntipps?
Melde Dich jetzt zum Newsletter an und Du erhältst regelmäßig neues Wissen für die Weiterbildung.
Hallo , ich stehe vor den Abschlussprüfungen und werde es mal ausprobieren. Meine Prüfungen beginnen im Dezember bis Ende Januar danach kann ich euch sagen ob es funktioniert hat . Ich danke für die Tips. Zur Zeit lerne ich 4 bis 6 Stunden am Tag . Bis bald Sandra
Dann wünsche ich Dir viel Erfolg bei der Prüfungsvorbereitung! Ich bin gespannt auf Deinen Erfahrungsbericht.
Viele Grüße
Torben
Top Beitrag!
Ich finde, man kann gut 4 h “hochkonzentriert lernen” insgesamt brauche ich da 8 h für ( längere Essenspausen, normale pausen etc).
Interessanter Erfahrungswert, danke! Die Stundenzahl variiert sicherlich immer ein bisschen, aber wenn du deinen persönlichen Rhythmus gefunden hast und damit zufrieden bist, ist das perfekt.