Das Lernen mit Karteikarten ist wahrscheinlich eine der am weitesten verbreiteten Lernmethoden überhaupt. Sie sind leicht zu erstellen, können überall mitgenommen werden und das Lernen damit kann sogar Spaß machen.

Leider werden immer noch viele Fehler beim Erstellen und Nutzen von Lernkarten gemacht, sodass wertvolles Lernpotenzial verschenkt wird. Damit dir so etwas nicht passiert, zeige ich dir 9 einfache Tipps, wie du die perfekte Karteikarte erstellst und optimal damit lernst.

#1 Überlege dir vorher, ob sich die Inhalte für Karteikarten eignen

Karteikarten sind ein tolles Hilfsmittel zum Lernen – doch leider nicht immer. Der Aufbau einer Lernkarte erlaubt es nicht, komplexe Zusammenhänge oder allzu umfangreiche Themenbereiche abzubilden.

Beispielsweise lassen sich Definitionen, eine Sammlung von Eigenschaften oder mathematische Formeln mit einer Karteikarte sehr schön darstellen. Beim Aufbau eines Betriebsabrechnungsbogens (BAB) etwa oder den Zusammenhängen in der Volkswirtschaftslehre sieht es schon anders aus.

Deshalb solltest du dir die Struktur deiner Themen sehr genau anschauen, bevor du anfängst, Karteikarten zu erstellen. Dabei gilt grundsätzlich: Je verschachtelter und verknüpfter eine Information ist, desto weniger ist sie für Lernkarten geeignet.

Sollte sich das Wissen nicht auf einer Karteikarte festhalten lassen, greife lieber auf andere Lernmethoden wie das Mindmapping oder die Loci-Methode zurück.

#2 Halte die Karteikarten kurz und knapp

Immer wieder sieht man selbstgemachte (oder auch gekaufte) Karteikarten, die von oben bis unten mit Inhalten vollgestopft sind. Dort werden dann unzählige Themen auf nur einer Lernkarte abgehandelt.

Leider ist das völlig kontraproduktiv.

Je mehr Aspekte auf einer Lernkarte abgebildet sind, desto größer ist die Gefahr, dass du beim Lernen einen Teil der richtigen Antwort vergisst. Beim Kontrollieren wirst du dann viele richtige Dinge sehen und bei den vergessenen denken: „Ach ja, stimmt. Hätte ich gewusst, habe ich nur nicht dran gedacht.“

Stopp! Vorsicht! In aller Regel hättest du es gerade nicht gewusst.

Unser Gehirn denkt zwar, wir hätten die Information wiedergeben können, doch du hast sie nur wiedererkannt und dich danach daran erinnert. Das ist ein großer und sehr wichtiger Unterschied.

Achte deshalb darauf, dass auf jeder Lernkarte nur ein konkretes Thema abgefragt wird. Für weitere Aspekte solltest du weitere Karteikarten erstellen.

Wenn du komplexe Zusammenhänge lernen möchtest, sind Mindmaps oft die bessere Lernmethode.
Wenn du komplexe Zusammenhänge lernen möchtest, sind Mindmaps oft die bessere Lernmethode.

#3 Vermeide reines Abschreiben

Lernkarten bringen nicht nur einen Lerneffekt, wenn du die Inhalte darauf wiederholst, sondern schon einen Schritt früher: beim Karteikarten erstellen. Während dieser Arbeit beschäftigt sich dein Kopf automatisch mit den Inhalten: Was sind wichtige Fakten? Welche Zusammenhänge muss ich beachten? Welche Dinge kann ich möglicherweise weglassen?

Am stärksten wirkt dieser Lerneffekt, wenn du jede einzelne Karte mit deinen eigenen Worten formulierst. Dafür musst du die Inhalte nämlich verstanden haben; sonst wird das nichts mit den eigenen Formulierungen.

Schreibst du die Inhalte hingegen nur 1 zu 1 ab (beispielsweise aus einem Lehrbuch), kann es schnell passieren, dass auf deinen Karteikarten Dinge stehen, die du gar nicht verstehst. Du kannst sie dann zwar immer noch stumpf auswendig lernen. Besonders zielführend ist das aber nicht…

Deshalb gilt: Karteikarten lieber selbstständig formulieren statt irgendwo abzuschreiben, ohne darüber nachzudenken.

#4 Schreibe die Karten nur für dich

Noch eine kleine Ergänzung zu Tipp 3: Wenn du deine Karteikarten erstellst, solltest du immer daran denken, dass nur du allein sie nutzt. Mit anderen Worten: Niemand sonst muss deine Karten verstehen, logisch oder praktisch finden.

Mach dir beim Lernkarten erstellen also nicht zu viele Gedanken, ob die Formulierungen schön sind, sondern schreib einfach so, wie du es dir gut merken kannst. Grammatik ist egal, Rechtschreibung ist egal und Pluspunkte für die Optik gibt es auch nicht. Wenn dir eine völlig verrückte Eselsbrücke einfällt, dann schreib sie auf.

Auf diese Weise bekommst du sehr individuelle Karteikarten, die perfekt für dein Gehirn und deine persönlichen Lernmethoden geeignet sind.

#5 Verwende Farben und Zeichnungen

Obwohl Karteikarten grundsätzlich sehr simpel aufgebaut sind, solltest du versuchen, möglichst viele Reize für dein Gehirn zu setzen. Eine einfache Möglichkeit sind Zeichnungen und Farben. Dadurch bekommst du neben dem rein inhaltlichen Impuls auch einen visuellen Reiz, der dich beim Lernen der Inhalte unterstützt.

Mit den Zeichnungen könntest du beispielsweise Eselsbrücken abbilden, die Farben könnten jeweils verschiedene Themenbereiche symbolisieren oder du hebst ganz einfach die wichtigsten Begriffe farblich hervor. Lass deiner Kreativität freien Lauf, schließlich sind es deine Lernkarten (siehe Tipp 4).

#6 Notiere dir Verweise zu weiteren Details

Wie ich in Tipp 2 bereits betont habe, sollten Lernkarten möglichst kompakt sein. Das führt allerdings dazu, dass nicht jedes kleine Detail auf deinen Karteikarten stehen kann. Soll es ja auch nicht.

Blöd wird das Ganze nur dann, wenn dir einige Details nicht mehr einfallen oder dir ein wichtiger Zusammenhang zwischen mehreren Lernkarten entfallen ist. Für genau diese Fälle empfehle ich dir, auf deine Karteikarten einen kleinen Verweis aufzuschreiben. Dort kannst du vermerken, wo du im Notfall weitere Infos findest.

Das musst du natürlich nicht auswendig lernen, aber im Zweifelsfall kannst du schnell und problemlos nachschauen, welche Info dir bisher noch fehlte.

#7 Lerne effizient mit Kartenstapeln

Wenn du bisher nur einen Stapel mit Lernkarten hattest und sie einfach der Reihe nach wiederholt hast, solltest du deine Taktik nochmal überdenken. Um mit wenig Aufwand möglichst viele Inhalte zu lernen, bietet sich folgendes Schema besser an:

Bereite mehrere Stapel für deine Lernkarten vor. Am Anfang liegen alle auf dem ersten Stapel, doch wenn du eine Karteikarte richtig beantwortet hast, wandert sie auf den zweiten Stapel. Richtig beantwortete Karten vom zweiten Stapel wandern auf den dritten und so weiter.

Sobald du eine Frage falsch beantwortest, landet die Karte wieder im ersten Stapel – egal, wo sie vorher lag.

Das Besondere an den Kartenstapeln: Stapel Nr. 1 wiederholst du jeden Tag, Stapel Nr. 2 nur jeden zweiten, alle anderen mit noch mehr zeitlichem Abstand.

Dieses Vorgehen kennst du möglicherweise von Karteikartenboxen, die man sich zum Lernen kaufen kann. Sie unterstützen genau die Methode, die ich eben beschrieben habe.

Warum man diese Lerntechnik nutzen sollte?

Die Stapelmethode bringt dir zwei entscheidende Vorteile: Einerseits führt das Verfahren dazu, dass falsch beantwortete Lernkarten häufig vorne erscheinen, die richtigen hingegen nur recht selten. Dadurch beschäftigst du dich automatisch mit Inhalten, die dir noch nicht so gut liegen.

Der zweite Pluspunkt der Stapelmethode: Du profitierst vom sogenannten „Spacing-Effekt“. Er besagt folgendes: Um effizient zu lernen, ist es notwendig, dass man die Pausen zwischen den Wiederholungen schrittweise größer werden lässt. Anfangs kann man eine Karteikarte ruhig täglich lernen, später nur noch jeden zweiten Tag und am Ende kann problemlos eine Woche vergehen, bevor man eine Lernkarte nochmal überprüft. Durch dieses Lernschema werden die Informationen besser im Gehirn gespeichert.

Lernen mit Kartenstapeln
So lernst du mit Kartenstapeln: Richtig beantwortete Karten wandern immer einen Stapel weiter, doch bei einem Fehler geht es immer zurück auf den ersten Stapel.

#8 Halte deine Lernkarten immer griffbereit

Weil Karteikarten so klein und handlich sind, werden sie zum perfekten Begleiter für unterwegs. Habe deine Karteikarten immer am Mann bzw. an der Frau und nutze jede freie Minute zum Lernen – auch zwei bis drei Minuten bringen dich voran.

Egal, ob in der Bahn, in der Mittagspause oder während du auf einen Freund wartest. Gerade während der Prüfungsvorbereitung kann jede Minute kostbar sein.

#9 Lerne deine Karteikarten in beide Richtungen

Um wirklich sicher zu werden in einem Themenbereich, solltest du deine Karteikarten nach Möglichkeit in beide Richtungen lernen. Mache die Antworten auch mal zur Frage und bringe dein Wissen damit auf die nächste Stufe.

Aber Vorsicht: Nicht jede Karteikarte eignet sich für das beidseitige Lernen. Manchmal ergibt es schlicht keinen Sinn, die Inhalte rückwärts zu lernen. Prüf daher jedes Thema, ob es dafür geeignet ist. Falls ja, solltest du ruhig in beide Richtungen lernen.

Eine bewährte Lerntechnik mit einigen Tücken

Nun liegt es an dir, deine eigenen, individuell perfekten Karteikarten zu erstellen und dich perfekt auf die Prüfung vorzubereiten. Das notwendige Wissen hast du nun parat, ich wünsche dir viel Erfolg beim Lernen!

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