Um dir die komplizierte Suche etwas zu erleichtern, habe ich ein paar echte Insider-Tipps organisiert. Im neuesten Artikel der Interviewreihe „7 Fragen an…“ habe ich mit Julia Leutloff gesprochen.
Sie leitet die Redaktion bei Fernstudium Direkt, einem der größten Vergleichsportale für Weiterbildungen, und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit den Themen Weiterbildung und Fernstudium.
Im Interview hat sie ein paar spannende Tipps verraten, wie man seine eigenen Lernfähigkeiten richtig einschätzt, auf welchem Weg man einen seriösen Anbieter findet und mit welchen Tricks man den eigenen Chef überzeugt, etwas Geld zur Weiterbildung beizusteuern.
Julia, vielen Dank für deine Zeit. Lass uns über die Suche nach der passenden Weiterbildung sprechen. Welche Eigenschaften sollte man mitbringen, um eine Weiterbildung zu meistern?
Ich glaube, pauschal lässt sich das schwierig beantworten, weil es sehr auf die Form der Weiterbildung ankommt. Die größte Grundvoraussetzung ist meiner Meinung nach, dass man die Weiterbildung auch für sich wirklich möchte und als sinnvoll betrachtet. Denn das schließt die wichtigste Eigenschaft – Motivation – ein.
Für die Frage „Schaffe ich das?“ ist darüber hinaus sicher wichtig, sich gut zu überlegen, was man wöchentlich an Zeit bereit ist für eine Weiterbildung zu reservieren. Ob man tatsächlich über Monate oder sogar Jahre ein, zwei Abende in der Woche oder die meisten Samstage fest für die berufliche Weiterentwicklung investieren will.
Denn aus jahrelanger Beobachtung weiß ich, dass hieran die meisten Fortbildungen scheitern: An mangelnder Motivation (aus welchen Gründen auch immer) und mangelnder Zeit.
Eine große Herausforderung bei der Suche ist das riesige Angebot an Kursen, Seminaren etc. Wie finde ich heraus, welche Art der Weiterbildung richtig für mich ist?
Die richtige Art der Weiterbildung findet man wohl am besten für sich heraus, wenn man weiß, was für ein Lerntyp man ist (Kann ich am besten alleine lernen? Oder lerne ich lieber mit jemand zusammen?) und wann man lernen möchte. Sprich, ob Zeit dafür in der Woche, erst abends oder vielleicht sogar nur am Wochenende vorhanden ist. Das ist oft sicher an weitere Faktoren wie Job und Familienleben gebunden.
Wenn wir mal den Lerntyp als Kriterium nehmen: Eine Präsenzveranstaltung – egal, ob Vollzeit, abends oder am Wochenende – bietet eine gewisse Konstanz im Lernpensum. Wer dagegen im Fernstudium eine Weiterbildung macht, kann sich seine Lernzeit frei einteilen.
Das kann Vorteile haben, aber auch Nachteile. Die nur mit sich selbst ausgemachten Lerntermine kann man schließlich immer kurzfristig absagen. Menschen, die zur Prokrastination neigen, sollten hier vielleicht eher Abstand von nehmen. ;-)
Wenn wir die Zeit als Entscheidungsfaktor nehmen, sollte ziemlich gut überlegt sein, wieviel man von dieser (neben Job, Familie und Freizeit) aufbringen kann. Denn egal, welche Weiterbildung man macht, sie wird immer einen (oft nicht unerheblichen) Teil der freien Zeit kosten.
Zudem sind nun einmal viele Weiterbildungen an feste Termine gekoppelt. In den meisten berufsbegleitenden Studiengängen findet zum Beispiel in gewissen Abständen Blockunterricht in der Woche statt. Wer hierfür nicht vom Chef freigestellt ist oder sowieso für die Zeit in Teilzeit geht, bekommt vermutlich recht schnell ein Problem mit seinen Urlaubstagen.
Wer im Job eingebunden ist und vielleicht gar nicht die Möglichkeit hat, fixe Termine über einen längeren Zeitraum wahrzunehmen, dem sagt ein fast hundertprozentig flexibles Fernstudium in diesem Fall sicher mehr zu.
Was ist das beste Vorgehen, um den passenden Bildungsanbieter für die eigene Weiterbildung zu finden?
Hier hängt es vor allem davon ab, wie man sich grundsätzlich bei der Frage nach der Art der Weiterbildung entschieden hat.
Gerade bei den IHK-Weiterbildungen kann man sich relativ sicher sein, dass man unabhängig vom Veranstalter (neben der IHK selbst gibt es noch viele andere, teils private Anbieter) einen gewissen Standard erwarten kann, der mit dem IHK-Zertifikat verbunden ist. Auch preislich sollten sich diese Fortbildungen nicht allzu weit voneinander entfernen.
Bei anderen Weiterbildungen, bzw. Weiterbildungsanbietern sollte dagegen schon etwas genauer verglichen werden.
Zum einen erstmal inhaltlich, zum anderen aber auch organisatorisch. Bei Präsenzveranstaltungen beispielsweise sollte geprüft werden, wie viele Teilnehmer angenommen werden und wer tatsächlich die Dozenten sind. Auch aufgrund der sehr unterschiedlichen Preise lohnt es sich, dazu immer zwei, drei Institute zu vergleichen.
Was zeichnet gute, seriöse Anbieter aus? Wovon sollte ich lieber die Finger lassen?
Ein erster Faktor ist sicher immer die Art des Abschlusses: Bekomme ich nur „irgendein“ Zertifikat oder ein europaweit anerkanntes Abschlusszeugnis? Hier kommunizieren seriöse Anbieter klar, mit welchem Abschluss die Weiterbildungsmaßnahme endet und wo dieses Zertifikat anerkannt ist.
Zudem haben anerkannte Weiterbildungsträger entsprechende Siegel und Qualitätssicherungssysteme. Bei Fernschulen ist es zum Beispiel die Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU), die über jeden einzelnen Fernkurs urteilt. Akademische Studiengänge müssen zudem eine Akkreditierung durch ein anerkanntes Akkreditierungsinstitut erhalten.
Ein weiterer Hinweis kann auch sein, ob der Weiterbildungsanbieter bei der Finanzierung staatliche Förderungen wie den Weiterbildungsgutschein oder die Bildungsprämie akzeptiert.
Die Finger lassen sollte man meiner Meinung nach von Anbietern, die ihre Preisstruktur nicht klar kommunizieren. Also wenn zum Beispiel noch diverse Zusatzkosten wie Anmeldegebühr, Prüfungskosten oder auch Materialkosten anfallen, die nicht leicht einzusehen sind. Genauso würde ich keine Weiterbildung beginnen, bei der die Dozenten und vor allem ihre bisherige Berufs- und Lehrtätigkeit nicht klar vorgestellt werden.
Wie helfen Datenbanken wie Fernstudium Direkt bei der Suche?
Bei uns finden sich natürlich vor allem die Menschen wieder, die die Entscheidung, welche Art der Weiterbildung es sein soll, schon getroffen haben oder zumindest die Art des Fernstudiums in Betracht ziehen.
Der Vorteil von uns und anderen Datenbanken ist hier sicher der komplette Überblick über das gesamte Angebot. Der Interessent muss nicht einzelnen Anbieter zusammensuchen und vergleichen, sondern kann dies direkt innerhalb eines Portals tun.
Das spart zuerst erst einmal unheimlich viel Recherchezeit ;-)
Zum Beispiel kann auch direkt angegeben werden, welcher Abschluss erreicht werden und in welchem Zeitrahmen das Ganze stattfinden soll. Wer sich also über die wichtigsten Fragen – Was und wie – schon klar ist, kann einen guten Gesamtüberblick erhalten.
Ein weiterer Vorteil, den zumindest ich als Nutzer sehr gut finde, ist die Möglichkeit, Bewertungen anderer Teilnehmer zum Kurs oder zumindest zur Schule einzusehen.
Welche Weiterbildungen sind zurzeit besonders gefragt?
Bei uns und, ich denke, auch bei anderen Datenbanken und Portalen sind wirtschaftliche Fernkurse und Fernstudiengänge schon immer die Top-Weiterbildungen. Dazu beobachten wir einen Anstieg im sozialen und gesundheitlichen Bereich.
Das hat noch mit einer anderen Entwicklung zu tun: Seit einigen Jahren werden die berufsbegleitenden akademischen Studiengänge mehr und mehr ausgebaut. Nun sprechen sie mit der Anpassung des Hochschulgesetzes in den Bundesländern gerade auch Berufserfahrene ohne allgemeine Hochschulzulassung an.
So beginnen vor allem diese erfahrenen Berufspraktiker immer öfter ein akademisches Studium, um sich für höhere Positionen, zum Beispiel im Sozial- und Gesundheitssektor, zu qualifizieren.
Weiterbildung hat ihren Preis und ist nicht immer leicht zu finanzieren. Wie kann ich meinen Arbeitgeber am besten ins Boot holen, um Unterstützung zu bekommen?
Naja, grundsätzlich ist es immer gut, wenn die Weiterbildung tatsächlich auch berufs- und fachbezogen ist. Wenn ich jetzt auf einmal Maschinenbau studieren oder mich zum Naturkosmetik-Fachberater weiterbilden lassen möchte, wird das vermutlich meinem Chef schwer zu vermitteln sein.
Wenn ich ihm aber zum Beispiel vorweisen kann, dass es in meiner Position und generell für die Entwicklung und die Kommunikation des Unternehmens wichtig ist, dass ich die Grundzüge des Social Media Management beherrsche, dann lässt er sich vermutlich eher darauf ein, mich finanziell zu unterstützen.
Für so ein Gespräch sollte man sich vorab wirklich einige gute Punkte überlegen, wo nicht nur der persönliche Vorteil liegt, sondern auch der für das Unternehmen.
Wer hierzu noch handfeste Zahlen vorweisen kann – zum Beispiel perspektivische Einsparungen, wenn eine Dienstleistung nach der Fortbildung nicht mehr extern eingekauft werden muss – hat meiner Meinung nach gute Karten.
Und bei „großen“, also teuren und langfristigen Weiterbildungen, bei denen der Mitarbeiter eventuell auch über einen längeren Zeitraum freigestellt wird, ist es nicht unüblich, dem spendablen Arbeitgeber vertraglich zuzusichern, dass das neu erworbene Wissen – also der qualifizierte Mitarbeiter – noch einen gewissen Zeitraum nach Abschluss dem Unternehmen sicher erhalten bleibt.
Vielen Dank für die hilfreichen Tipps, Julia.
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Heyho Michael,
erst einmal danke für deinen Kommentar. Also auf dem Kopiergeld soll natürlich auch nicht der Dozent “drauf sitzen bleiben”. Ich denke auch, dass diese im Regelfall überschaubar bleiben und von daher schon von den meisten Teilnehmern ohne Murren bezahlt werden, auch wenn sie vielleicht vorher nicht explizit erwähnt wurden. Anders sieht es aber aus, wenn zum Beispiel ganze Bücherreihen zur Prüfungsvorbereitung oder gerade im IT/Grafik/Design Bereich noch Programme oder Software dazu kommen, deren Notwendigkeit vorher nicht kommuniziert wurden. Und das ist ja auch der entscheidende Punkte: Die Kosten sollten einfach vorab im vollen Umfang klar und offen kommuniziert werden! Und am besten egal ob das Bücher oder Bücherkopien sind… ;-)
Hallo Julia,
du sprichst auch von Materialkosten die nicht klar ersichtbar sind.
Ich verstehen in diesem Zusammenhang zB. Kopiergeld von Original IHK Prüfungen oder anderen Bücherseiten …
Da muss man genau schauen ob das wirklich der Dozent der das Fach xy unterrichtet auf diesen Kosten sitzen bleiben soll. Ich denke ehr nicht, denn jeder Dozent auch noch weitere Informationsquellen und die Kosten dafür müssten schon die Schüler / Teilnehmer tragen.
Hallo Julia,
die Prüfungskosten kann kein seriöser Anbieter genau nennen. Das legt die jeweilige IHK fest und ist somit variable. Auch die Gebührenordnung der IHKen ist alle paar Jahre anders